Laurent Gagnebin
Übersetzung Jean Gaspar
Die drei ersten Texte dieser Sammlung gehen auf die Jahre 1903 und 1906 zurück! :“Der Protestantismus und die theologische Wissenschaft“, „Unsere Zeit und die Religion“, „Jesus und wir“. Albert Schweitzer ist ungefähr dreissig Jahre alt. Es handelt sich hier um Vorträge in der Nikolaikirche in Strassburg, gehalten unter der Schirmherrschaft der „ liberalen evangelischen Union“. Schweitzer ist damals Pfarrer dieser Gemeinde. Der letzte Text, „ Die Theologie Albert Schweitzer’s“, aus dem Jahre 1926,wurde ursprünglich ohne den Namen des Verfassers veröffentlicht; tatsächlich wurde er von Albert Schweitzer selbst geschrieben.
Die Übersetzung, die Fussnoten und die sehr sorgfältig geschriebene Einleitung stammen von Jean Paul Sorg; er versteht es, in Albert Schweitzer den Philosophen und Theologen anzuerkennen. Eine Bibliographe der franzöischen Werke Albert Schweitzers und eine wertvolle bioraphische Zeittafel vervollständigen dieses Werk.
Die schöne Überschrift Glauben reicht nicht ist sehr richtig ausgesucht. In der Tat reicht für Schweitzer der Glauben nichr, er muss gedacht sein. Übrigens geht es nicht
so sehr um glauben und denken, als um denken und glauben. Es handelt sich also um eine klare Absage an den Verzicht des Denkens gegenüber dem Glauben, der nur ein leichterer Weg und eine Flucht ist. In seiner Autobiographie Mein Leben und mein Denken schreibt Schweitzer : „Was mich betrifft, so weiss ich, dass ich es dem Denken verdanke, der Religion treu geblieben zu sein“. In einem seiner Vorträge, 1906, sagt er ,dass er seine „Freude“ in der Kirche zu arbeiten, dem Nachdenken verdankt; ein Nachdenken das zutiefst auf ein religiöses Denken zurückgeht, erarbeitet aus Venunft und Philosophie. Oder, weiter, „Die wahre Religion beginnt mit dem Ausüben des Denkens“. Solch ein Denken geht zurück auf eine innere Rangordnung. Aber es ist nicht zu verwechseln mit dem Wissen. All zu oft, ist Wissen für Schweitzer – obwohl selbst zutiefst verbunden mit historischen und theologischen Forschungen – eine Wirklichkeit, sicher bewunderungswert in ihrer Freiheit gegenüber den Dogmen – aber ist zu abstrakt. Die Theologie der Universität stellt nicht genug Fragen über den Sinn der Existenz. Ihre Kenntnisse müssten zu einer Erkenntnis des Lebens führen, besonders des geistigen Leben, das in jedem wieder zu finden ist. Glauben muss auch mit der Tat verbunden sein. Auch dabei ist es nicht nur der Glaube der sich tatsächlich in Liebe überträgt, sondern es ist das Handeln selbst das uns zum Glauben führen kann in der Nachfolge Jesu-Christi. Handeln in seinem Namen oder in seinem Geist wird uns, nach und nach,zu einem Glauben führen, durch den wir mit Christus verbunden sein werden, durch eine Gemeinschaft von Denken und Willen. Dann kann Christus in uns „geistige Kräfte“ erschaffen. Jsus verkündet keine Lehre,er ist ein „Meister des Lebens“. So will Schweitzer eine Mystik wiederherstellen und fördern. Bei der Lektüre dieses Buches müssen noch zwei Meinungspunkte hervor gehoben
werden. Man darf nicht, so erklärt Schweitzer, Christus in eine Zitadelle von Dogmen und Lehren einsperren. Jesus „gehört der Menschheit’ und nicht den Klerikern und Theologen. Wilfred Monod (1867 – 1943)hat ebenfalls den Kirchen vorgeworfen, Christus zu „beschagnamen“. Weiter betont Schweitzer wie sehr das Reich Gottes im Mittelpunkt des Lebens bei Jesus (später bei Paulus) steht und in unmittelbarer Nähe ist. Er ist einer der ersten Exegeten und christlichen Historiker, der dies so stark hervorhebt; heute sind dese Daten weitgehend anerkannt. Bei Jesus ist das Reich Gottes keine verschwommene Auffassung der Welt, aber „seine Gedanken und sein ganzes Handeln sind allein bestimmt von der Erwartung auf dieses Ereignis“. Nach Auffassung Schweitzer’s, führte diese Aussicht Jesus und Paulus, wie es auch für uns möglich ist, zu einer Ethik bei der die Nächstenliebe dringend ist und im Mittelpunkt steht , hic et nunc.
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