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Der Vorrang des Glaubens über die Lehren

Jean-Marie de Bourqueney
Übersetzung Jean Gaspar

Jeden Monat können Sie, in Vorrang Seite 28, die grossen Bekräftigungen finden, die seit langer Zeit die Grundlagen unserer Überzeugungen, und unserer Arbeit sind. Wir haben beschlossen, eine Reihe von Betrachtungen zu diesen fünf Behauptungen vorzuschlagen.

Manche könnten meinen, das liberale Vorgehen sei manchmal sehr verneindend, denn es bezieht sich, wie es der Einleitungssatz zu diesen fünf Behauptungen sagt, auf die Ablehnung jedes autotitären Systems. Das stimmt zum Teil,denn unser Liberalismus ist zuerst ein Abbau der Anhäufung von Dogmen die, unserer Ansicht nach, das Antlitz und die Würze des Evangeliums verschleiern. Sicher besteht die Kirchengeschichte aus einer langen und schönen Tradition, aber sie ist durchsetzt von, nicht immer gerechten Kämpfen, sogar Ausschreitungen, sowie Behauptungen
die keinen Widerspruch duldeten. Was wir an erster Stelle ablehnen, , ist eine gewisse Auffassung des Dogmas , die behauptet , man könne so bestimmen was die ewige und uneingeschränkte Wahrheit ist, oder, schlimmer noch, man könne bestimmen, was und wie Gott ist. Bestimmen was Gott ist, bedeutet, sich selbst als Gott betrachten, ihn auf unsere Intelligenz, so entwickelt und schön sie auch sei, herabstufen. Wie uns der Theologe Paul Tillich (1886 – 1965), und vor ihm schon Luther, erinnert, ist Gott jenseits von Gott, das heisst, jenseits von allem das wir sagen können. Weiter, haben wir so sehr die grossen Dogmen der christlichen Überlieferung angenommen,dass sie letzten Endes, unsere Lektüre des biblischen Textes verfälscht haben. Nehmen wir zwei Beispiele: das Dogma der Trinität und der doppelten Natur Christi. Die Trinität, in ihrer endgültigen Form, wurde so definiert im IV. Jahrhundert in Nicaea, mehr noch, im Umfeld einer Reaktion auf eine bestimmte Theologie, den Arianismus.. Und so finden wir am Ende die Trinität überall im biblischen Text, obwohl dieser Begriff erst viel später auftaucht, auch wenn die Zahl drei selbsverständlich sehr gegenwärtig ist in der biblischen Überlieferung. Andererseits ( diese zwei Dogmen sind gebunden) ist die doppelte Natur von Jesus Christus (ic sage lieber Jesus, der Christus oder der Christus Jesus) von Anfang an, Grund zu Auseinandersetzungen in der christlichen Bewegung und führt zur Verfasung eines Glaubenbekenntnisses, dem apostolischen, in dem Jesus, kaum geboren,“unter Pontius Pilatus leidet“ und stirbt … Man hat drei viertel des Evangeliums , bestehend aus Begegnungen, Ansprachen , Freisprechungen, kurz gesagt, der Liebe Gottes für die Menschheit, ausser Acht gelassen.. Aber vor allem, hat man so zweifellos das Herz des Evangeliums beiseite gestellt. Sicher, das leere Grab ist Höhepunkt des christlichen Glaubens, aber das Herz des Evangeliums liegt in der Frage: „ wer saget denn ihr, dass ich sei?“.

Der Glaube ist eine Frage

Wir sind also vielmehr zu einem positiven Vorgang beim Lesen des biblischen Textes aufgefordert: die Frage beantwoten, die Jesus seinen Jüngern stellt.Weiter, er stellt ihnen einzeln die Frage. Jesus charakterisiert sich nicht, macht aus sich kein Dogma, sondernstellt an jeden die Frage der eigenen Auffassung. Im Bericht von Matthäus 16, gibt Petrus seine persönliche Antwort: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn.“ Jesus bezeichnet Petrus als selig (makarios, wie in den Seligsprechungen) und sagt ihm, auf ihn werde er seine Gemeinde aufbauen; aber, einige Verse weiter, als Petrus sein Handeln bestimmen will, sagt Jesus zu Petrus, „hebe dich, Satan, von mir“. Anders gesagt, wenn ich meine eigene Auffassung über die Person Jesu äussere, habe ich den „seligen“ Glauben, aber wenn ich Christus in meinenWillen , mit meinen Worten begrenzen will, dann bin ich „satanisch“. Darin liegt die Umwertung; der Glaube ist eine individuelle Antwort, grundsätzlich frei . Der Anspruch auf absolute Wahrheit widerdetzt sich dem Glauben. So verstanden , erschafft das Dogma einen Gott nach dem Bild des Menschen, da, wo Evangelium und die ganze Bibel auffordern,den entgegegen gesetzten Weg zu gehen , den Menschen als Bild Gottes zu sehen. Das Dogma ist selbstgefällig, der Glaube ist bescheiden. Unsere liberale Behauptung besteht also inder Behauptung, dass der Glaube des Einzelnen die Kirche bildet und nicht, dass die Kirche den Glaubenden schafft oder den Glauben weitergibt. Dieser ist nicht übertragbar, denn er ist eine Einladugn an jeden, ist eine gestellte Frage. Dieses Verständnis des Glaubens ist eine Art Befreiung, denn es geht vom innersten des Einzelnen aus. Es verändert einen „auswendig“ gelernten Katechismus einer aufgezwungen Lehre in einen Katechismus des freien Glaubens der „zu Herzen geht“.. Der Glaube ist zuerst ein Glaube an Gott, das heisst , Vertrauen in das Absolute, das Endgültige, jenseits unserer Worte, das wir Gott nennen. Das ist kein Glaube, dass Gott, dieses oder jenes ist, etwas, das man der Lehre der Kirche nach, genau bestimmen kann.

Die Theologie ist ein Versuch, bescheiden und notwendig.

Aber muss man, eben wegen des Vorrangs des freien und persönlichen Glaubens, auf jede Lehre verzichten ? Das meinen wir nicht. Im Gegenteil, kommen wir auf die Grundfrage des Evangeliums zurück: „Wer saget denn ihr, dass ich sei?“. Diese Frage ist Anlass für eine Antwort, also die Suche nach Worten, Begriffen, nach Arten zu verstehen, wer Christus ist. Nun sind wir nicht Glaubende, allein, geboren und lebend auf einer einsamen Insel, ohne Geschichte, ohne Zwiegespräch. Der erste Zweck einer Lehre, im Sinne eines theologischen Aufbaues, ist doch jedem zu helfen, seine eigene Antwort auszudrücken. Die Theologie ist vor allem, eine Pädagogik, eine Aufforderung, die eigenen Gedanken zu erweitern, ihre Umrisse genau zu verstehen. Und weil wir Alle beschränkt sind, sind wir darauf angewiesen , Nutzen aus den Gedanken der Anderen zu ziehen. So wie wir auf die Philosophie angewiesen sind, um die Welt und unser Dasein zu begreifen, brauchen wir die Theologie um unseren Glauben zu verstehen und um Antworten zu finden auf die Frage: „was meine ich, wenn ich Gott sage ?“ Zum Beispiel, wie stellen wir uns, innerlich, Gott vor? Wie eine Person ? Wie drei Personen ? Wie eine Energie ? Wie der grosse Architekt ? Zu versuchen, eine Antwort zu finden, bedeutet sich zu öffnen für die Forschung von so vielen verschiedenen Autoren. Der Glaube wird Jubel, wenn er sich an den Gedanken der Anderen nährt, unserer Vorgänger, aber auch denen unserer Zeitgenossen. Nichts wäre trauriger als eine einfarbige , glatte Theologie, ohne die Unebenheiten die weiter zum Zwiegespräch anregen. Auf einen Schlag bekommt die Theologie einen weiteren Sinn, uns zu einem kritischen Geist zu erziehen: nicht alles, das man uns über Gott sagt, „wie ein Wort des Evangeliums“, also wie die endgültige Wahrheit, anzunehmen. Die Theologie ist eine kritische Geschichte. Sie ist Aufforderung, jede Lehre in ihrem Entstehen, in ihrem Umfeld zu verstehen. Sie unterwirft sich selbst einer historisch-kritischen Untersuchung. Auf diese Art müssen wir uns Fragen stellen über jedes theologische Denken, um seine Stichhaltigkeit für unsere Zeit zu ermessen. Auf symetrische Art, kann jede Lehre unsere Lebensart, unsere Denkweise in Frage stellen. Die Kritik ist nicht Zerstörung; im Gegenteil, sie ist eine Anregung für das Denken und den Glauben.
Der Glaube ist also intim, er ist eine Art , sich in ein Dasein in Verbindung mit Gott und der Welt einzubinden. Der Glaube ist Einführrung in eine Gemeinde im Denken, jedoch ohne unbedingte Übereinstimmung. Überhaupt, wenn man von unserem Liberalismus reden will, wäre es richtiger von der Vielfalt unseres Liberalismus zu sprechen. Denn er besteht in vielerlei Art. Wir versuchen nicht einer bestimmten Theologie den Vorrang zu geben (auch wenn ich selbst die Theologie des „process“ in Anspruch nehme, als Lebens- und Denkweise), sondern dem bejahenden Vorgehen der anhaltenden Forchung.
Fügen wir schlieslich noch hinzu, dass der Glaube in verschiedenen Arten der Verinnerlichung gelebt werden kann. Den Vorrang des Glaubens anzu erkennen , heisst das Feld der Möglichkeiten zu erweitern. Manche leben ihre Spiritualität im Verborgenen des intimen Gebets: andere wiederum in Exerzitien, oder in der betenden Forschung der biblichen Texte, oder in der Gemeinschaft des Gottesdienstes. Das alles zwingt sich nicht auf, sondern ist das Ergebnis einer freien, perönlichen Wahl, denn frei von einer dogmatischen, be::lehrenden Verordnung. Mehr noch, indem man auf diese Art das Gewicht der Lehre relativiert, bringt man mehr Gleichgewicht in die Praxis des Wirkens in der Welt. Die zentrale Frage des Evangeliums beantworten, ist auch die Aufforderung sich konkret einzusetzen, für ein Christentum das mehr sozial als lehramtlich ist.

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À propos Gilles

a été pasteur à Amsterdam et en Région parisienne. Il s’est toujours intéressé à la présence de l’Évangile aux marges de l’Église. Il anime depuis 17 ans le site Internet Protestants dans la ville.

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